Psalm 18

1Dem Sangmeister. Vom Knechte Jahwes, von David, der vor Jahwe die Worte dieses Liedes redete, als ihn Jahwe errettet hatte aus der Hand aller seiner Feinde, auch aus der Hand Sauls.[#Vgl. 2Sam. 22. Dieser Psalm scheint entstanden zu sein, als David die Verheißungen in 2Sam. 7 empfangen hatte (vgl. V51).]

2Er sprach: Von Herzen lieb ich dich, Jahwe, meine Stärke!

3Jahwe, mein Fels, meine Burg, mein Retter bist du! / Mein Gott ist mein Hort, zu dem ich fliehe. / Mein Schild, das Horn meines Heils, meine Feste ist er.[#Vgl. 1Mo 15:1.; #D.h. die Macht, die meiner Ohnmacht aufhilft.]

4Preiswürdig, ruf ich, ist Jahwe, / Ich ward errettet von meinen Feinden!

5Des Todes Stricke umfingen mich, / Verderbliche Bäche schreckten mich;

6Der Unterwelt Bande umringten mich, / Es ergriffen mich Schlingen des Todes.[#In V5 und 6 schildert David in kurzen, treffenden Worten alle Not und alle Schrecken der Verfolgung, die er durch Saul zu erdulden hatte.]

7In meiner Angst rief ich Jahwe an / Und schrie zu meinem Gott. / Da vernahm er mein Beten aus seinem Palast, / Mein Schreien drang in seine Ohren.[#Gemeint ist der himmlische Palast oder Tempel Gottes.]

8Es wankte und schwankte die Erde, / Der Berge Grundfesten bebten / Und zitterten, weil er zornig war.

9In seiner Nase stieg Rauch empor, / Aus seinem Munde fraß Feuer, / Glühende Kohlen flammten aus ihm.[#V8 und 9 beschreiben, wie Gott unter großen äußeren Naturereignissen David zu Hilfe kommt. In V9c ist an Wetterleuchten zu denken.]

10Er neigte den Himmel und fuhr herab, / Unter seinen Füßen war Wolkennacht.[#Schwarze Wolkenmassen senken sich bei der Entladung des Gewitters (V10 bis 16) auf die Erde hinab.]

11Er fuhr auf dem Kerub und flog einher, / Schwebte auf den Schwingen des Windes.[#Ein Sturm verkündet das herannahende Gewitter. Der Kerub ist der Träger der Gegenwart Gottes. vgl. Ps 80:2, 99:1, Hes 1 In 1Mo 3:24 werden die Kerube als Paradieseshüter erwähnt. Die Bedeutung des Wortes ist unklar. Vielleicht hängt es mit dem assyrischen Wort karâbu = segnen, beten zusammen.]

12Er machte Dunkel zu seiner Hülle, / Zu seinem Gezelte ringsumher; / Es umgab ihn Wasserflut und dickes Gewölk.[#Gott wird von den dicken, regenreichen Gewitterwolken verhüllt.]

13Vom Glanz vor ihm her durchzuckten die Wolken / Hagel und feurige Kohlen.[#Die Gewitterwolken gehen von dem Licht aus, in dem Gott wohnt. Aus dem Glanz vor ihm her entzünden sich Feuerkohlen.]

14Es donnerte Jahwe vom Himmel her, / Der Höchste ließ seine Stimme schallen / (Mit Hagel und feurigen Kohlen).[#Den Donner.]

15Er schoß seine Pfeile, zerstreute sie.[#Die Blitze.; #Davids Feinde.]

16Da wurden sichtbar die Betten des Meeres, / Bloßgelegt des Erdrunds Gründe / Vor deinem Schelten, Jahwe, / Vor deines Zornhauchs Schnauben.[#Sogar das Meer und die Erde kommen in Aufruhr.]

17Er griff aus der Höhe, erfaßte mich / Und zog mich aus tiefen Wassern.[#Jahwe streckte seine Hand aus der Höhe und zog den Schwerbedrängten aus den Wassern, d.h. aus der Macht seiner Feinde zu sich empor.]

18Von meinem Todfeind befreite er mich, / Von meinen Hassern, die mir zu mächtig waren.

19An meinem Unglückstag überfielen sie mich, / Aber Jahwe ward meine Stütze.

20Er führte mich ins Freie hinaus; / Er rettete mich, weil er mich liebte.[#Er führte ihn aus Not und Todesgefahr in die Morgenluft der Freiheit.]

21Jahwe vergalt mir nach meiner Gerechtigkeit, / Nach meiner Hände Reinheit lohnte er mir.[#Gott half David, weil dieser "der Mann nach seinem Herzen" war (V21-25).]

22Denn Jahwes Wege bin ich gewandelt, / Nicht abgefallen von meinem Gott.

23Nein, all seine Rechte befolgte ich treu, / Von seinen Satzungen wich ich nicht.

24Ich war ohne Tadel vor ihm / Und hütete mich vor Missetat.

25Drum vergalt mir Jahwe nach meiner Gerechtigkeit, / Nach meiner Lauterkeit, die ihm bekannt.

26Dem Guten erzeigst du dich gütig, / Mit dem redlichen Manne verfährst du redlich;

27Dem Reinen zeigst du dich rein, / Dem Falschen vergiltst du nach seinem Verhalten.[#Gottes Verhalten zum Menschen entspricht dem Verhalten des Menschen zu Gott (V26-27).]

28Denn du hilfst den bedrückten Leuten, / Doch stolze Augen erniedrigst du.[#Den Frommen und Redlichen (V26-27a).]

29Du machst meine Leuchte licht; / Jahwe, mein Gott, erhellet mein Dunkel.[#Gott erhält David und sein Haus. Das Dunkel, das über den König hereinbricht, wird von Gott immer wieder gelichtet.]

30Denn im Vertrauen auf dich greif ich Heerhaufen an, / Und mit meinem Gott überspringe ich Mauern.

31Gottes Wege sind makellos, / Jahwes Wort ist bewährt; / Ein Schild ist er allen, die zu ihm fliehn.[#Es ist lauteres, gediegenes Gold.]

32Denn wer ist Eloah als Jahwe allein? / Und wer ist ein Hort außer unserem Gott?[#Über den Gottesnamen Eloah s. Einleitung.]

33Gott ist's, der mich mit Kraft gegürtet, / Der meinen Weg ohn Anstoß machte.[#So daß ich ohne Hindernis dem Ziel entgegeneilen konnte.]

34Er gab mir der Hindin Schnelligkeit / Und stellte mich auf die Höhen.[#Vgl. 2Sa 2:18.; #Wörtlich: "auf meine Höhen." Gemeint sind hier wohl die Höhen des Landes Kanaan, die David als König "seine" Höhen nennen kann.]

35Er übte meine Hände zum Kampf, / Daß meine Arme den ehernen Bogen spannten.

36Du gabst mir den Schild deines Heils, / Deine Rechte stützte mich, / Und deine Milde machte mich groß.[#Oder: "deine Herablassung." Gott hat den einfachen Hirtenknaben David zum König seines Volkes erhöht.]

37Du ließest mich frei meines Weges gehn, / Und meine Knöchel wankten nicht.[#Gott räumte alle Hindernisse hinweg, die ihm im Weg standen.]

38Ich verfolgte die Feinde und holte sie ein; / Ich kehrte nicht um, bis ich sie vernichtet.[#David vernichtete seine inneren und äußeren Feinde.]

39Ich zerschellte sie, daß sie nimmer aufstanden, / Zu meinen Füßen sanken sie hin.

40Du gürtetest mich mit Kraft zum Streit, / Du beugtest meine Gegner unter mich.

41Meine Feinde ließest du vor mir fliehn, / Und meine Hasser zerschellte ich.

42Sie schrien, aber kein Helfer war da; / Sie schrien zu Jahwe — er hörte sie nicht.[#Das Gebet der Feinde um Errettung fand keine Erhörung.]

43Ich zerrieb sie wie Staub vor dem Winde, / Wie Gassenkot zertrat ich sie.[#Daß sie wie Staub wurden.]

44Du halfst mir aus Volkesfehden, / Setztest mich ein zum Herrscher der Heiden: / Leute, mir unbekannt, wurden mir dienstbar.[#Wahrscheinlich ein Hinweis auf Absaloms und Sebas Empörung (2Sam. 15-20). V44b-46 reden von Davids Siegen über auswärtige heidnische Völker.]

45Schon als sie hörten (von meinen Siegen), gehorchten sie mir, / Des Auslands Bewohner schmeichelten mir.[#Schon auf die bloße Kunde von Davids Siegen unterwarfen sich ihm manche. 2Sa 8:9-10]

46Des Auslands Bewohner welkten dahin / Und kamen zitternd aus ihren Burgen.[#Sie konnten David nicht standhalten.; #Um sich David zu unterwerfen.]

47Jahwe lebt, mein Hort sei gepriesen, / Erhoben der Gott meines Heils,

48Der Gott, der mir Rache verliehn / Und Völker mir unterworfen,

49Der mich gerettet von meinen Feinden! / Über meine Gegner erhebst du mich. / Entreißt mich dem Mann der Gewalttat.

50Drum preis ich dich, Jahwe, unter den Völkern, / Deinem Namen will ich lobsingen. Denn Jahwe schenkt seinem Könige Heil / Und erweiset Gnade seinem Gesalbten: / David und seinem Samen auf ewig![#Vgl. Rö 15:9. Hier führt Paulus zum Beweis, daß das messianische Heil nach Gottes Barmherzigkeit auch den Heiden zuteil werden soll, neben 5Mo 32:43 und Ps 117:1 auch den 50. Vers unseres Psalms an.]