Richter 1

1-2: Hintergründe des Abfalls von Gott

Wie die Stämme Juda und Simeon ihr Gebiet eroberten

1Was nach dem Tod Josuas geschah. Die Israeliten fragten Jahwe: "Wer von uns soll zuerst gegen die Kanaaniter in den Kampf ziehen?"[#1,1: Die ersten Worte sind am besten als Überschrift über das ganze Buch der Richter aufzufassen, denn der folgende Bericht wiederholt mit weiteren Einzelheiten einige Geschehnisse bis zum Tod Josuas, die schon im Buch Josua berichtet wurden.; #1,1: Name Gottes, der die persönliche Nähe zum Menschen ausdrückt, siehe 1. Mose 2,4.; #1,1: Bewohner des Landes Kanaan auf dem Gebiet des heutigen Israel. Sie besaßen eine gemeinsame Sprache, Religion und Kultur, waren politisch aber in viele Kleinkönigtümer und Stadtstaaten zersplittert.]

2Jahwe antwortete: "Der Stamm Juda soll es tun! Ich gebe das Land in seine Gewalt."

3Da sagten die Männer von Juda zu ihren Brüdern aus dem Stamm Simeon: "Kommt mit und helft uns im Kampf um das Gebiet, das uns zugeteilt worden ist! Wir werden euch dann auch im Kampf um euer Gebiet helfen." Da schlossen sich die Männer von Simeon Juda an.[#1,3: Josua teilte dem Stamm Städte im Gebiet von Juda zu, siehe Josua 19,1-9.]

4Sie zogen in den Kampf und Jahwe schenkte ihnen den Sieg über die Kanaaniter und Perisiter. Bei der Stadt Besek schlugen sie ein Heer von zehntausend Mann.[#1,4: Bewohner Kanaans, manche verstehen sie nicht als eigenen Stamm, sondern als die Dorfbewohner.; #1,4: Ort im Stammesgebiet von Juda, vielleicht Chirbet Buzqa 6 km nordöstlich von Geser.]

5Dabei stießen sie auch auf deren König Adoni-Besek. Als dieser merkte, dass sein Heer geschlagen war,[#1,5: Das heißt so viel wie Herr von Besek.]

6floh er. Doch sie verfolgten ihn und nahmen ihn gefangen. Dann hackten sie ihm die Daumen und die beiden großen Zehen ab.

7Da sagte Adoni-Besek: "Siebzig Könige ohne Daumen und große Zehen haben unter meinem Tisch die Abfälle aufgelesen. Jetzt hat Gott mir dasselbe Schicksal bereitet." Seine Leute brachten ihn dann nach Jerusalem, wo er starb,[#1,7: Kanaan war in viele kleine Stadtstaaten aufgeteilt, die von "Königen" regiert wurden.]

8denn die Männer von Juda griffen auch Jerusalem an und eroberten es. Sie töteten die Bewohner und steckten die Stadt in Brand.[#1,8: Offenbar hatten sie nur einen Teil der Stadt, nicht die Zitadelle erobert (siehe Vers 21). Erst 400 Jahre später, zur Zeit Davids, wurde Jerusalem endgültig für die Juden erobert.]

9Danach kämpften sie gegen die Kanaaniter, die das Bergland bewohnten, den Negev, das heiße Land im Süden, und die Schefela, das Hügelland im Westen.

10Anschließend griffen sie die kanaanitischen Bewohner der Stadt Hebron an, die damals noch Kirjat-Arba hieß, und besiegten die Sippenverbände Scheschai, Achiman und Talmai.[#1,10: Stadt der Vier , weist auf ein altes Bündnis hin, denn Hebron bedeutet auch Bündnis.; #1,10: Nach V. 20 und 4. Mose 13,22 waren das Söhne Anaks.]

11Dann zogen sie gegen die Stadt Debir, die damals noch Kirjat-Sefer hieß.[#1,11: Stadt der Bücher (oder: der Schreiber) liegt 25 km südwestlich von Hebron.]

12Dort sagte Kaleb zu seinen Truppen: "Wer Kirjat-Sefer erobert, bekommt meine Tochter Achsa zur Frau!"[#1,12: Der Sieg im Kampf war eine Möglichkeit, den Brautpreis zu zahlen.]

13Kalebs Neffe Otniël – er war der Sohn von dessen jüngerem Bruder Kenas – eroberte die Stadt. Daraufhin durfte er Achsa zur Frau nehmen.

14Als sie ihm zugeführt wurde, rang sie ihm die Erlaubnis ab, gleich noch ein Stück Land von ihrem Vater fordern zu dürfen. Dann glitt sie von ihrem Esel, und Kaleb fragte: "Was hast du?"

15Sie erwiderte: "Wenn du mich schon in den heißen Negev verheiratet hast, dann gib mir auch ein paar Wasserbecken als Segensgeschenk dazu!" Da schenkte ihr Kaleb die oberen und die unteren Teichanlagen ‹bei Hebron›.[#1,15: 35 km südlich von Jerusalem und 30 km westlich vom Toten Meer.]

16Die Nachkommen von Moses Schwager, – das waren Keniter – waren mit den Männern Judas aus der Palmenstadt aufgebrochen und in das Steppengebiet gezogen, das im Süden von Arad liegt. Als Halbnomaden hielten sie sich im Gebiet Judas auf.[#1,16: Stadt im Negev.; #1,16: Manche übersetzen hier: Schwiegervater. Doch die hebr. Wurzel "htn" kann jede Schwiegerbeziehung meinen: Schwiegervater, Schwiegersohn, Schwager. Nach 4. Mose 10,29 war Hobab der von Mose.]

17Dann halfen die Männer Judas ihren Stammesbrüdern von Simeon, die Kanaaniter in Zefat zu besiegen. Sie vollstreckten den Bann an der Stadt und nannten sie Horma, Bann.[#1,17: Das bedeutete meistens die vollständige Vernichtung von Menschen, Tieren und Gütern.]

18Doch die Städte Gaza, Aschkelon und Ekron mit den dazugehörigen Gebieten konnten die Männer Judas nicht einnehmen,[#1,18: Diese Philisterstädte bildeten mit Aschdod und Gat den Fünfstädtebund, siehe Richter 3,3.]

19denn die Bewohner der Küstenebene hatten eiserne Streitwagen. So konnten sie sie nicht vertreiben. Jahwe half ihnen aber, das Bergland zu erobern.[#1,19: Einachsige, von Pferden gezogene schnelle Wagen, die von einem Wagenlenker, einem Bogenschützen und evtl. noch einem Schildhalter besetzt waren – die Panzer des Altertums.]

20Nach der Anordnung Moses wurde dann die Stadt Hebron Kaleb zugesprochen, der die drei Sippen der Anakssöhne von dort vertrieben hatte.[#1,20: Siehe Vers 10.]

21Doch die Jebusiter, die Bewohner Jerusalems, wurden auch von den Männern des Stammes Benjamin nicht vertrieben. Bis heute leben sie dort unter den Benjaminiten.[#1,21: Jerusalem lag an der Grenze des Stammesgebietes von Juda und Benjamin. Als Folge des vorher erwähnten begrenzten Sieges (V. 8) konnten sich die Jebusiter in der Stadt halten.; #1,21: – meint den Zeitpunkt der Abfassung dieses Buches, der zwischen der Krönung Sauls 1050 v.Chr. und der Eroberung durch David 1004 v.Chr. liegen muss. Das Buch der Richter blickt von der Königszeit zurück, siehe z.B. Richter 17,6.]

Der Norden Kanaans wird nur zum Teil erobert

22Auch die Männer der Josefstämme Efraïm und Manasse zogen los und griffen Bet-El an. Jahwe stand ihnen bei.[#1,22: Haus Gottes. Jakob hatte hier einen Altar gebaut, siehe 1. Mose 35, 1-15 . Der Ort lag etwa 19 km nördlich von Jerusalem auf dem Gebirge Efraïm.]

23Zuerst erkundeten sie die Stadt, die damals noch Lus hieß.

24Als die Späher einen Mann herauskommen sahen, hielten sie ihn fest und sagten: "Wenn du uns einen Zugang in die Stadt zeigst, werden wir dich belohnen."

25Er zeigte ihnen eine Stelle, wo sie eindringen konnten. Auf diese Weise eroberten die Männer der Josefstämme die Stadt. Sie töteten alle Einwohner mit dem Schwert, doch den Mann und seine ganze Sippe ließen sie gehen.

26Der zog daraufhin ins Land der Hetiter und gründete eine Stadt, die er Lus nannte, wie sie heute noch heißt.[#1,26: Eine kleinasiatische Völkergruppe, die weder in Sprache noch in Herkunft eine erkennbare Einheit bildete. Zu dieser Zeit bestanden in Nordsyrien verschiedene hetitische Staaten.]

27Der Stamm Manasse vertrieb die Einwohner dieser Städte nicht: Bet-Schean, Taanach, Dor, Jibleam und Megiddo mit allen Ortschaften, die dazu gehörten. Die Kanaaniter setzten alles daran, in dieser Gegend wohnen zu bleiben.[#1,27: 24 km südlich vom See Gennesaret, war eine bedeutende kanaanitische Stadt und wurde später eine Festung der Philister.; #1,27: Bedeutende kanaanitische Stadt am Südwestrand des Jesreel-Tales. Die Festung bewachte einen wichtigen Pass, der durch die Karmel-Bergkette verlief.]

28Als die Israeliten dann stärker wurden, verpflichteten sie sie zu Zwangsarbeiten, vertrieben sie aber nicht.

29Auch der Stamm Efraïm vertrieb die Kanaaniter nicht aus der Stadt Geser, denn sie hielten durch und blieben mitten in seinem Gebiet ansässig.

30Der Stamm Sebulon vertrieb die Einwohner von Kitron und Nahalal nicht, sodass die Kanaaniter auch unter ihnen wohnen blieben. Später jedoch verpflichtete man sie zu Zwangsarbeiten.[#1,30: Vermutlich Orte im Nordwesten der Ebene Jesreel]

31Der Stamm Ascher vertrieb die Einwohner von Akko und Sidon nicht, und auch nicht die von Mahaleb, Achsib, Helba, Afek und Rehob.[#1,31: Wichtigste Hafenstadt Kanaans am Mittelmeer, später in Ptolemaïs umbenannt.; #1,31: Wichtigste Hafenstadt Phöniziens, 40 km nördlich von Tyrus. Ihre Einwohner und die der Umgebung werden Sidonier genannt.; #1,31: wahrscheinlich 8 km nordöstlich von Tyrus an der Mittelmeerküste.; #1,31: unbekannte Stadt im Norden Israels.; #1,31: Vielleicht Tell el-Balat, 19 km südöstlich von Tyrus.]

32Deshalb lebten die Leute von Ascher mitten unter den Kanaanitern, die in der Gegend wohnen blieben, weil man sie nicht vertrieben hatte.

33Der Stamm Naftali vertrieb die Einwohner von Bet-Schemesch und Bet-Anat nicht, sondern lebte in seinem Stammesgebiet mit den Kanaanitern zusammen. Sie mussten ihnen jedoch Zwangsarbeiten leisten.[#1,33: Stadt im oberen Galiläa, 24 km südöstlich von Tyrus.]

34Als die Männer des Stammes Dan in die Ebene vordringen wollten, wurden sie von den Amoritern ins Hügelland zurückgedrängt.[#1,34: Bewohner des Landes Kanaan. Amoriter kann sowohl für einen einzelnen Stamm als auch für alle Bewohner Kanaans stehen. Es waren semitische Einwanderer aus der Arabischen Wüste, die um 2000 v.Chr. ins Kulturland eindrangen.; #1,34: Das führte später zur Wanderung der Daniten nach Lajisch, siehe Richter 18.]

35Die Amoriter konnten sich in Har-Heres, Ajalon und Schaalbim behaupten. Als die beiden Josefstämme später die Oberhand gewannen, verpflichteten sie sie zu Zwangsarbeiten.[#1,35: Sonnenberg, vielleicht mit Bet-Schemesch identisch.]

36Die Grenze zum Gebiet der Amoriter verläuft von der Skorpionensteige bis nach Sela und darüber hinaus.[#1,36: Die genaue Lage ist unbekannt. Vielleicht 32 km südwestlich vom Süd-Ende des Toten Meeres.; #1,36: Edomitische Festung 37 km südöstlich vom Süd-Ende des Toten Meeres.]

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