2. Korinther 12

1Ich muß mich rühmen — es taugt zwar nicht —, und so will ich nun auf die Gesichte und Offenbarungen eingehen, die mir der Herr geschenkt hat.[#Weil mich die Gegner dazu zwingen.]

2Ich kenne einen Jünger Christi, der vor vierzehn Jahren — ob im Leib oder außerhalb des Leibes, das weiß ich nicht, Gott weiß es — bis in den dritten Himmel entrückt wurde.[#Der Apostel meint sich selbst.; #Die Rabbinen redeten von sieben Himmeln, und der Kirchenvater Irenäus (gestorben um 202) sagt in seinem "Erweis der apostolischen Verkündigung" Kap. 9: "Die Welt ist von sieben Himmeln umgrenzt, in denen Mächte, Engel und Erzengel wohnen, die Gott anbeten." — Paulus weiß nicht, ob sein Leib an dem wunderbaren Vorgang teilgehabt hat.]

3Und von demselben Menschen ist mir bekannt, daß er — ob im Leib oder ohne seinen Leib, das weiß ich nicht, Gott weiß es —

4bis in das Paradies entrückt worden ist und (dort) geheimnisvolle Dinge vernommen hat, von denen man nicht reden darf.[#Ist das Paradies die Stätte im Totenreich, wo die in Christus Entschlafenen ruhen? Lu 23:43]

5Wenn ich aber an mich selbst denke, so will ich mich nur meiner Schwachheit rühmen.

6Wollte ich mich jedoch rühmen, so wäre ich deshalb kein "Tor": denn ich würde ja die Wahrheit sagen. Ich verzichte aber darauf (mich zu rühmen), damit mich niemand überschätze, sondern jeder mich nur nach dem beurteile, was er an mir sieht und hört.

7Damit ich jedoch wegen der außerordentlichen Offenbarungen nicht hochmütig werde, ist mir ein Stachel ins Fleisch gegeben worden: ein Satansengel, der mich mit Fäusten schlagen muß, damit ich nicht hochmütig werde.[#Der Apostel spricht hier wahrscheinlich von einem ihm anhaftenden und den Korinthern wohlbekannten körperlichen Leiden. Ga 4:13-14 Ich beginne übrigens mit και τη υπερβολη των αποκαλυψεων (V7) einen neuen Satz und streiche das darauf folgende διο.]

8Dreimal habe ich den Herrn angefleht, daß dieser Satansengel von mir weiche.[#Christus.]

9Doch der Herr hat mir geantwortet: "Es genügt dir meine Gnade; denn die Kraft zeigt sich am herrlichsten in der Schwachheit." So will ich mich denn am liebsten gerade meiner Schwachheiten rühmen, damit Christi Kraft bei mir einkehre.[#Die Kraft, die aus Christi Gnade fließt, offenbar sich da am herrlichsten, wo die menschliche Schwachheit am meisten hervortritt.]

10Darum habe ich meine Freude an den Schwachheiten, Schmähungen, Nöten, Verfolgungen und Drangsalen, die ich um Christi willen leide. Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.[#Bin ich äußerlich schwach, so bin ich innerlich stark durch Christi Gnade.]

11Ich habe mich (mit meinem Rühmen) wirklich töricht gezeigt. Ihr habt mich aber dazu gezwungen. Denn ich hätte von euch empfohlen werden sollen (und nicht meine Gegner). Ich bin ja in keiner Weise hinter den "unvergleichlich hohen Aposteln" zurückgeblieben, wenn ich auch "nichts bin".[#Weil ihr meine Gegner erhoben und mich geringgeschätzt habt.; #Bei meiner Wirksamkeit in Korinth.]

12Fürwahr, die Beweise für mein Apostelamt habe ich durch Zeichen, Wunder und Taten übernatürlicher Kraft in unermüdlicher Ausdauer unter euch erbracht.[#Bei den vielen Schwierigkeiten in Korinth.]

13Denn worin steht ihr hinter den anderen Gemeinden zurück? Doch nur darin, daß ich euch nicht zur Last gefallen bin. Verzeiht mir dieses Unrecht![#Im Gegensatz zu den falschen Aposteln.; #Vgl. 11,7-9.]

14Jetzt will ich euch zum drittenmal besuchen, und auch da will ich euch nicht zur Last fallen. Denn ich suche nicht euer Hab und Gut, sondern euch selbst. Es sollen ja auch nicht die Kinder den Eltern Schätze sammeln, sondern umgekehrt, die Eltern den Kindern.[#Wie die Eltern gegenüber ihren Kindern, so ist auch Paulus den Korinthern gegenüber uneigennützig gewesen.]

15Ich aber will nicht nur mein Hab und Gut, sondern sogar mein Leben mit Freuden für eure Seelen opfern. Soll ich denn, je mehr ich euch liebe, nur desto weniger Gegenliebe von euch erfahren?[#Vgl. Php 2:17.]

16Doch gut: Ich bin euch nicht zur Last gefallen. Aber "ich bin durchtrieben und habe euch mit Kost um das Eure gebracht".[#Das gebt ihr mir wohl zu.; #So wurde der Apostel von seinen Gegnern in Korinth verleumdet. Sie behaupteten, Paulus habe den Korinthern durch seine Mitarbeiter ihr Geld abnehmen lassen.]

17Habe ich euch denn durch einen meiner Mitarbeiter ausbeuten lassen?

18Ich habe Titus veranlaßt, euch zu besuchen, und habe mit ihm den bekannten Bruder gesandt. Hat euch etwa Titus ausgebeutet? Haben wir nicht beide in demselben Geist gehandelt? Sind wir nicht in denselben Fußstapfen gewandelt?[#Vgl. 8,6.16-18.; #Titus und ich.]

19Schon längst denkt ihr wohl, wir wollten uns vor euch verteidigen. Nein, wir reden vor Gottes Angesicht als solche, die mit Christus in Gemeinschaft stehen. Alle unsere Worte, Geliebte, sollen nur zu eurer Förderung dienen.[#Dies bezieht sich namentlich auf das, was der Apostel von Kap. 10 an gesagt hat.; #Denn die Korinther sollen durch die Worte des Apostels freigemacht werden von ihrer Anhänglichkeit an die falschen Apostel, die ihr Seelenheil gefährden.]

20Ich fürchte nämlich, daß ich euch bei meiner Ankunft nicht so finde, wie ich möchte, und daß auch ihr mich nicht nach euerm Wunsch findet. Ich fürchte, Zank und Neid, Leidenschaft und Selbstsucht, Verleumdung und Ohrenbläserei, Aufgeblasenheit und Unordnung bei euch anzutreffen.[#Der Apostel fürchtet, die Gemeinde in keinem guten Zustand zu finden.; #D.h. mich nicht so milde findet, wie ihr wünscht.]

21Ja mir ist bange, daß mich mein Gott, wenn ich nun komme, aufs neue bei euch demütige und ich über viele trauern müsse, die noch in ihren alten Sünden stecken und sich nicht bekehrt haben von ihrer Unreinigkeit, Hurerei und Ausschweifung, in die sie gefallen sind.[#Wenn ich sehen muß, wie wenig Frucht meine Arbeit bei euch gebracht hat.]