Hiob 6

Hiob 6

Kapitel 6

Hiobs Unmut und Schmerz

1Da antwortete Hiob und sprach:[#Hi 8,1; 12,1; 16,1; 19,1; 21,1; 23,1; 26,1; 27,1; 29,1; 42,1]

2O dass man meinen Unmut wiegen könnte und mein Unglück auf die andere Waagschale legte![#Hi 23,2]

3Denn nun ist es schwerer als der Sand der Meere; darum sind meine Worte so ungestüm.[#Ps 42,8; Spr 27,3; Kla 3,1]

4Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir, mein Geist trinkt ihr Gift; die Schrecken Gottes bestürmen mich.[#Hi 16,12-13; Ps 38,3; #Hi 30,15; Ps 88,16-18]

5Schreit auch ein Wildesel auf der Grasweide, oder brüllt ein Stier, wenn er Futter hat?[#Hi 39,5-8; #Am 3,4]

6Lässt sich etwa Fades ohne Salz essen? Oder findet man am Eiweiß irgendwelchen Geschmack?[#Ps 69,22; Mt 5,13; Kol 4,6]

7Was meine Seele zu berühren verschmähte, das ist jetzt mein tägliches Brot, mir zum Ekel![#Ps 102,10; Dan 10,3]

8O dass doch meine Bitte in Erfüllung ginge, und Gott mein Verlangen gewährte:[#Hi 3,21-22; 11,20]

9dass doch Gott sich entschlösse, mich zu zermalmen, seine Hand ausstreckte, um mich abzuschneiden![#Hi 7,15; 1Kö 19,4; Jon 4,3]

10So bliebe mir noch der Trost — und ich frohlockte darüber im schonungslosen Schmerz —, dass ich die Worte des Heiligen nicht verleugnet habe![#Hi 42,5-6; Apg 23,1; #Jes 6,3; Hos 11,9]

11Wie groß ist denn meine Kraft, dass ich noch ausharren, und wann kommt mein Ende, dass meine Seele sich gedulden soll?[#Hi 7,6-7; 17,1.13.15]

12Ist mir denn die Kraft der Steine gegeben? Ist mein Fleisch denn aus Erz?[#Hi 40,18; 41,16]

13Bin ich denn nicht hilflos und jeder Stütze beraubt?[#Ps 85,10]

Hiob wehrt sich gegen die Zurechtweisungen seiner Freunde

14Dem Verzagten gebührt Mitleid von seinem Freund, sonst wird er die Furcht des Allmächtigen verlassen.[#Hi 6,27; 19,21; Spr 17,17; Gal 6,2; Hebr 13,3; #Hi 2,9-10]

15Meine Brüder haben sich trügerisch erwiesen wie ein Wildbach, wie das Bett der Wildbäche, die vergehen,[#Hi 6,21; 19,13-14; Ps 88,19; Jer 15,18; #6,15 Gemeint sind die im Nahen Osten häufigen Wadis, die im Winter reißende Wildbäche bilden, im Sommer aber austrocknen.]

16die trübe werden vom Eis, wenn der Schnee sich darin birgt,

17die aber versiegen zur Zeit der Sommerhitze und von ihrem Ort verschwinden, wenn es heiß wird.[#Hi 24,19]

18Es winden sich die Pfade ihres Laufs; sie ziehen hinauf in die Öde und verlieren sich.[#Ps 1,6]

19die Karawanen Temas halten Ausschau, die Reisegesellschaften von Saba hoffen auf sie.[#1Mo 25,15; Jes 21,14; Jer 25,23; #Hi 1,15; Jes 60,6]

20Aber sie werden in ihrer Hoffnung betrogen; sie kommen dorthin und werden enttäuscht.[#Jer 14,3]

21So seid auch ihr jetzt ein Nichts geworden; ihr seht Schreckliches und fürchtet euch davor![#Hi 13,4; 26,7; Ps 39,6; #Hi 19,19; Jer 30,5; Hes 13,1]

22Habe ich etwa gesagt: »Gebt mir etwas!«, oder »Macht mir ein Geschenk von eurem Vermögen!«,[#Hi 42,11; 1Sam 12,3; Apg 20,33]

23oder »Rettet mich aus der Hand des Bedrängers und erlöst mich aus der Hand des Tyrannen!«?[#Ps 49,7-9]

24Belehrt mich doch, und ich will schweigen, weist mir nach, worin ich geirrt habe![#Hi 32,3]

25Wie eindringlich sind Worte der Wahrheit! Aber was bringen eure Zurechtweisungen schon zurecht?[#Hi 6,10; Spr 15,23; 25,11; Pred 12,10-11]

26Gedenkt ihr Worte zu bekritteln und haltet die Reden eines Verzweifelten für Wind?[#Hi 8,2; Hos 12,2; Eph 4,14]

27Ja, ihr würdet selbst über eine Waise das Los werfen und euren Freund verschachern![#2Mo 22,22; 5Mo 27,19; #Hi 6,14; Ps 41,10; 55,13-14]

28Und nun tut mir den Gefallen und schaut mich an; ich werde euch doch wahrhaftig nicht ins Angesicht belügen![#Hi 13,4; Ps 78,36]

29Kehrt doch um, tut nicht Unrecht! Ja, kehrt um! Noch bin ich hier im Recht![#Hi 17,10; Rt 1,8; 1Kö 12,24]

30Ist denn Unrecht auf meiner Zunge, oder unterscheidet mein Gaumen nicht, was verderblich ist?[#Hi 6,6; Hi 12,11; Hebr 5,14]

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Published by: Société Biblique de Genève